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Software und Automatisierung bei Hegla: Klein, schnell

Jun 06, 2023Jun 06, 2023

Datum: 8. Juni 2023

Zunächst geht es jedoch darum, Kosten zu senken und Prozesse zu verbessern bzw. zu automatisieren. Die große Lösung muss nicht auf einmal kommen. Oft lohnt es sich, einzelne Schritte genauer zu betrachten, sagt Dr. Jan Schäpers, Geschäftsführer von HEGLA-HANIC, dem Spezialisten für Software für die Glasindustrie.

Fällt die Priorisierung oder Analyse am Anfang schwer, empfiehlt Jan Schäpers ein Thema zur ersten Reflexion, das sich regelmäßig bewährt: „Wo arbeiten wir noch mit Papier? Welche Prozesse werden ohne Software gesteuert oder manuell angestoßen?“ Den Grund erklärt Jan Schäpers so: „Die Arbeitsschritte, bei denen Informationen manuell oder per Laufzettel übertragen werden, sind fehleranfälliger und typischerweise langsamer als systemgesteuerte Abläufe.“ Im Idealfall können die benötigten Daten über eine Schnittstelle in die MES- und Produktionsplanungssoftware integriert – oder noch besser – zentral dort für alle Bedürfnisse eingegeben werden. Durch die automatische Bereitstellung der Daten an einer zentralen Stelle werden Fehler ausgeschlossen und Unternehmen können ihr volles Potenzial ausschöpfen. Wenn der technische Aufwand für die Datenerhebung zu groß ist, ist die Übermittlung der Informationen per Scan eine sinnvolle Alternative. Durch die Verwendung eines maschinenlesbaren Aufklebers oder einer Lasermarkierung zum Scannen kann der Bearbeitungsschritt zur Rückverfolgbarkeit des Produkts dokumentiert oder gleichzeitig für die Produktionsplanung ausgewertet werden. Je nachdem, wie stark das Unternehmen seine Datenintegration vorantreibt, können die ID oder der Code aus der Markierung zum Auslösen von Verarbeitungsschritten genutzt werden, ohne dass es zu Verwechslungen kommt. Die Daten zur Bearbeitung einer zuvor eingerichteten Scheibe stehen beispielsweise einem Doppelbesäumer direkt zur Verfügung. Und auch die Information, ob HF-transparentes oder Vogelschutzglas hergestellt werden soll, kann an eine Laserbearbeitungsanlage übergeben werden. Wird das Ende eines Prozesses zusätzlich per Scan quittiert, entstehen wertvolle Produktionsdaten und stehen diese für die Kapazitäts- und Produktionsplanung zur Verfügung.

Die Reststückoptimierung ist sicherlich eines der ständigen Anliegen glasverarbeitender Unternehmen. Aber die steigenden Kosten für Glas haben das Thema heute noch relevanter gemacht. Je nach Produktportfolio und Automatisierungsgrad im Handling verspricht der Einsatz dynamischer kontinuierlicher Optimierung zusätzliche Vorteile. „Bei diesem Ansatz wird die Optimierung auf mehrere Chargen angewendet und kontinuierlich angepasst: zum Beispiel, wenn Scheiben nachgefertigt werden oder neue Aufträge im ERP angelegt werden“, erklärt Jan Schäpers. Dies erhöht die Auslastung und reduziert den Ressourcenverbrauch. Zusätzliches Potenzial kann durch ein automatisches Restesystem geschaffen werden, das mit der Optimierungssoftware verknüpft ist und nutzbare Scheiben für den Zugriff durch das Schneidsystem bereithält.

Die durch die Digitalisierung und Automatisierung von Systemen und Prozessschritten zur Verfügung stehenden großen Datenmengen bieten einen Ansatzpunkt, um Mitarbeiter noch stärker in ihre täglichen Aufgaben einzubeziehen. Erstens verbessert das Sammeln dieser Informationen ihr Wissen über die Produktion. Zweitens hat sich häufig gezeigt, dass die Einführung eines Cockpits in einem Unternehmen die Kommunikation und das Verständnis unter den Mitarbeitern verbessert. Abhängig von der Datenauswahl und dem Speichermodus zeigen Monitore im Produktionsbereich die aktuellen Lagerbestände an und zeigen an, ob der Zuschnitt oder die Isolierglasproduktion noch im Zeitplan liegt und welche Chargen an einem bestimmten Tag priorisiert werden sollten. Auf Wunsch gibt ein intuitives Ampelsystem mit Soll-Ist-Vergleich Auskunft darüber, ob die Produktion noch läuft oder Handlungsbedarf besteht.

Neben den vielen kleinen und mittleren Möglichkeiten bietet letztlich die umfassende Vernetzung und Digitalisierung vom ERP über die Produktionsplanungssoftware bis hin zu den Maschinen weitere Ansatzpunkte. Auch hier empfiehlt Dr. Schäpers, zunächst Bereiche in den Blick zu nehmen, die nicht direkt in einen Prozess eingebunden sind oder manuell über Papier gesteuert werden. Je nach Portfolio kann eine Optimierung des Bestellprozesses im ERP eine Überlegung wert sein, um die Kundenbestellung automatisch zu importieren und eine Plausibilitätsprüfung durchzuführen oder fehlende Informationen abzufragen. Und je nach Konfiguration wird sofort der Lagerbestand überprüft und ein Steuercode für die verschiedenen Systeme generiert. Für einige Unternehmen ist es ideal, die Versanddokumenterstellung über einen automatischen oder manuellen Scan am System anzustoßen. Je mehr die verschiedenen Systeme und Abteilungen direkt miteinander kommunizieren oder durch Software gesteuert werden, desto weniger anfällig ist das Gesamtsystem für Fehler und Verzögerungen. „Die Dynamik der Wirtschaft hat in den letzten Jahren gezeigt, dass neben dem großen Ziel Industrie 4.0 auch die kleineren Zwischenschritte wertvoll sind, wenn es darum geht, Prozesse zu verbessern, Fehler zu minimieren oder sich flexibel an veränderte Anforderungen anzupassen“, sagt Jan Schäpers.